Tuina Massage regt Körperdurchblutung an
Mit Händen und Ellbogen wird direkt auf bestimmte Akupunkturpunkte eingewirkt. Dabei kommen mehr als 20 verschiedene Techniken zum Einsatz, so beispielsweise Schieben, Stossen, Drücken oder Kneifen. Die durch Tuina Massage angeregte Körperdurchblutung wirkt sich günstig auf Schmerzen und Verspannungen aus. Das Gesicht des knorrigen Mannes, unverkennbar aus der Region, hellt sich während der Massage auf. Begeistert steht er auf und strahlt: “Die Schmerzen sind weg, das isch verruckt!”. Die chinesischen Masseure lächeln. Jolanda Galli, die Assistentin von Professorin Hongwei Gu ist nicht überrascht. Ihr Asthma hat sie vor einiger Zeit in die Praxis gebracht, völlig frustriert über die Schulmedizin, die ihr bloss Medikamente verschreiben wollte. “Die brauche ich dank TCM heute nicht”, sagt sie, “eine Behandlung pro Monat reicht nun.” Heute arbeitet sie selbst für die Praxis und möchte das Verständnis für die Traditionelle Chinesische Medizin auch in der Schweiz fördern.
Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)
Die traditionelle chinesische Medizin hat keinen leichten Stand in der Schweiz; sie wird anders als umstrittenere Therapien nicht von der Grundversicherung der Krankenkasse bezahlt, obwohl ihr Potenzial zur Volksgesundheit gross wäre. Das belegt auch das rege Interesse über die 7 OGA-Tage am Stand. In zahlreichen Gesprächen erfuhren die Besucherinnen und Besucher Grundlegendes zu TCM, dass etwa die Akupunktur im Mittelpunkt steht, mit den 14 Meridianen, den Energiebahnen, die es anzuregen gilt. Das Wissen um die Zusammenhänge und die “Vernetzung” der Organe ist dabei die Basis für einen Heilerfolg. Wunder gibt es nicht. Aber individuelle Erfolge. Praxisassistentin Jing Wang Geissbühler aus Spiez etwa litt vor ihrer Anstellung bei China-Medcare an einer hartnäckigen Gürtelrose. Sie ist weg. Und ihre Freude über das Interesse der Menschen auf dem Land für TCM ist gewachsen: “Viele kommen zu uns und probieren es mit offenem Herzen.”
«TCM und Schulmedizin arbeiten Hand in Hand»
Frau Gu verfügt über einen Master in TCM und ein Vierteljahrhundert Erfahrung als praktizierende Ärztin, Chefärztin und Professorin in China. Sie leitet seit 2011 die China-MedCare Praxis in Langnau. Sie lächelt nicht, sie lacht und wird dann ernst: “Chinesische Medizin und Schulmedizin arbeiten Hand in Hand”, sagt sie. “Wir erkennen den ganzen Menschen, während die Schulmedizin sich um ganz spezifische Beschwerden und akute Symptome kümmert.” Anders gesagt: TCM fördert die Gesundheit durch eine Ausbalancierung von Körper und Seele – und ist kein Ersatz für die Schulmedizin. Das honorieren immer mehr Ärzte, die ihre Patientinnen und Patienten überweisen, das honorieren begeisterte Menschen.
Kaum mehr Rückenbeschwerden Dank TCM
Regina Kühni aus Langnau beispielsweise. Sie war oft verspannt, hatte Rückenschmerzen und mehrere Blasenentzündungen. Anfänglich verschriebene Antibiotika machten ihr zu schaffen. Von China-MedCare hatte sie nur Gutes gehört, der Ansatz erschien ihr, die schon mit Naturheilkunde experimentiert hatte, seriös. Und die Behandlung schlug an. “Seit ich TCM anwende, habe ich kaum mehr Beschwerden – und ich habe besser gelernt, auf meinen Körper zu hören”.
Manuela Lehmann aus Langnau äussert sich während einer Tuina-Massage zu ihren Erfahrungen. “Ich nädele vor allem”, sagt sie. “Es hat mir gegen meine Wassereinlagerungen in den Knien geholfen und mittlerweile ist Akupunktur Entspannung pur für mich.” Sie wählt die nötige Behandlung ganz bewusst aus, geht zur Schulmedizin, wenn es sein muss oder in die TCM-Praxis, wenn eine schonendere und entspannende Behandlung besser ist. “Ich will nicht einfach gedankenlos Tabletten schlucken.”
Thomas Herrmann, Herausgeber der lokalen Wochen-Zeitung, findet unter den klopfenden, ziehenden und drückenden Händen des Masseurs bewundernde Worte für Prof. Hongwei Gu. “Wie hat sie damals mein Problem gelöst? Indem sie zugehört hat und es voller Tatendrang mit positivem Geist angepackt hat.” Ein Schularzt habe dafür gar keine Zeit.
Harmonie von Körper und Geist
Währen der sieben OGA-Tage bewiesen die Teams der drei Standorte von China-MedCare aus Langnau, Spiez und Lyss auch, wie Harmonie, einen entspannte und offene Atmosphäre auf mehreren Ebenen zum Erfolg verhilft. Die Menschen in der kühlen Ilfishalle – draussen heisse Sommertage – liessen sich anstecken und buchten Termine für eine Erstberatung oder liessen sich gleich am Stand von Professorin Hongwei Gu mit einer Puls- und Zungendiagnose auf die fernöstliche Art der Medizin ein. Sie ist in China als erste Anlaufstelle zur Erhaltung der körperlichen und seelischen Balance etabliert. Professorin Gu vergleicht es mit einem Weg, vom gesunden, ausbalancierten Menschen bis zum Ausbruch einer Krankheit. “Wir sehen den ganzen Menschen. Auch der Geist ist ein Organ.” Die schulmedizinische ausgebildeten Ärztinnen und Ärzte erkennen aber auch, wenn Skalpell, Gips und Wirkstoffe angezeigter sind. Professorin Gu sagt: “Wir sind da sehr klar!”